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Reizdarm

Kann Cannabis bei Reizdarmsyndrom helfen?

Inhaltsverzeichnis

Überblick

In den letzten Jahren ist das Interesse an der Verwendung von Cannabis bei verschiedenen chronischen Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom (RDS) gestiegen. Die Ursachen eines RDS sind kaum bekannt, die verfügbaren Medikamente sind begrenzt und haben oft lästige Nebenwirkungen. Daher können alternative Therapien wie medizinisches Cannabis eine attraktive Behandlungsoption für RDS-PatientInnen sein. 

Das Endocannabinoid-System und RDS

In den letzten Jahren wurde immer mehr untersucht, wie Cannabis den Körper beeinflusst. Cannabis besteht aus Hunderten von Inhaltsstoffen, darunter Cannabinoide wie THC und CBD. THC kann psychotrope Effekte verursachen, zu denen auch Rauschgefühle oder eine leichte Euphorie gehören, während CBD keine solchen Effekte hat.

In den 1990er Jahren wurde entdeckt, dass Cannabinoide auch im menschlichen Körper – im Endocannabinoid-System (ECS) – natürlicherweise vorkommen. Spätere Untersuchen ergaben, dass das ECS eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen dem zentralen Nervensystem und dem Immunsystem sowie bei der Regulierung von viszeralen Schmerzen spielt. 

Das ECS spielt auch eine große Rolle bei der Herstellung der Homöostase im Verdauungssystem und ist an den internen Prozessen beteiligt, die zu Übelkeit, Erbrechen, Darmmotilität und Darmentzündungen führen. Daher kann das ECS ein wichtiges therapeutisches Ziel bei der Behandlung von Erkrankungen des Verdauungstraktes sein.

Im Verdauungstrakt sind Cannabinoid-Rezeptoren namens CB1 und CB2 vorhanden. THC aktiviert die CB1- und CB2-Rezeptoren und einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Aktivierung von Cannabinoid-Rezeptoren im Verdauungstrakt seine Beweglichkeit und Entzündungen reduzieren kann. Darüber hinaus haben Tierversuche ergeben, dass die Aktivierung von CB1-Rezeptoren die Schmerzen in den inneren Organen hemmt.

Behandlung des Reizdarmsyndroms mit medizinischem Cannabis

Es gibt nur sehr begrenzte Forschungsergebnisse zur Behandlung des Reizdarmsyndroms mit medizinischem Cannabis. Angesichts des bisherigen rechtlichen Status von Cannabis mag das verständlich sein, aber das bedeutet nicht, dass es sich bei dieser Substanz nicht um eine vielversprechende Therapieoption handelt. Mehrere Umfragen haben ergeben, dass PatientInnen mit RDS, die Cannabis konsumiert haben, eine Symptomlinderung erfahren, obwohl nicht alle Studien zum gleichen Ergebnis gekommen sind. 

  • In einer Studie wurde der Einfluss von Dronabinol (besser bekannt als THC) auf die Empfindlichkeit gegenüber rektaler Dehnung untersucht. Diese randomisierte, doppelblinde Studie wurde mit 10 RDS-PatientInnen und 12 gesunden ProbandInnen durchgeführt. Sie Studie ergab, dass Dronabinol die Wahrnehmung der rektalen Dehnung nicht beeinträchtigt oder die Schwelle des Unbehagens verändert. 
  • In einer pharmakogenetischen Studie wurde der Einfluss von Dronabinol auf die Darmmotilität und -sensibilität bei Personen mit RDS und den genetischen Varianten der RDS-Subtypen geprüft. An der Studie nahmen 35 RDS-PatientInnen mit überwiegend Durchfall, 35 RDS-PatientInnen mit überwiegend Verstopfung und fünf RDS-PatientInnen mit wechselnden Symptomen teil. Die Studie ergab, dass 5 mg Dronabinol bei RDS-PatientInnen mit überwiegend Durchfall und RDS-PatientInnen mit wechselnden Symptomen die Darmmotilität im nüchternen Zustand reduzierte. Außerdem kam heraus, dass spezifische Genotypen eine Rolle bei der Wirkung des Medikaments spielen können. 
  • In einer kleinen, kurzzeitigen, randomisierten kontrollierten Studie mit 36 RDS-PatientInnen mit überwiegend Durchfall im Alter von 18 bis 69 Jahren wurde die Wirkung von Dronabinol auf den gastrointestinalen Transit untersucht. Die PatientInnen erhielten randomisiert zweimal täglich 2,5 mg Dronabinol, zweimal täglich 5 mg Dronabinol oder zwei Tage lang ein Placebo. Es wurden keine Behandlungseffekte festgestellt. 

Darüber hinaus besagt eine Theorie, dass ein zu niedriger Endocannabinoid-Spiegel mit mehreren schwer zu behandelnden Erkrankungen einher geht, zum Beispiel Fibromyalgie, RDS und Migräne. Die Theorie basiert überwiegend auf präklinischen Forschungsergebnissen und befindet sich derzeit noch im Vorstadium. Wenn die Theorie jedoch bewiesen würde, könnte man besser verstehen, warum Cannabis bei der Behandlung dieser Krankheiten wirkt.

Nebenwirkungen von Cannabis

In den Studien zu Dronabinol waren häufige Nebenwirkungen Müdigkeit, Benommenheit und Kopfschmerzen. Im Allgemeinen ist CBD ein gut verträgliches Medikament mit sehr wenigen Nebenwirkungen. Die kurzfristigen Nebenwirkungen von THC können Gedächtnisstörungen, motorische Einschränkung und eine Beeinträchtigung des Urteilsvermögens. Zu den langfristigen Nebenwirkungen können kognitive Störungen, ein leichtes Suchtrisiko sowie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer psychotischen Störung gehören. Es ist noch mehr Forschung notwendig, um die potenzielle Wechselwirkung zwischen anderen RDS-Medikamenten und spezifischen Dosen und Formen von CBD und THC zu untersuchen.

Aktuell zugelassene legale Anwendung von medizinischem Cannabis zur RDS-Behandlung

Derzeit wird medizinisches Cannabis zur Behandlung von RDS von keinem Land ausdrücklich erlaubt. Staaten wie die Niederlande und Deutschland erlauben es ÄrztInnen, medizinisches Cannabis zu verschreiben, wenn bei einer Erkrankung die Standardbehandlung nicht wirkt. In Israel kann ein Arzt einem Patienten eine „Ausnahmegenehmigung“ für den Cannabiskonsum erteilen, wenn seine Erkrankung nicht auf der Liste der zugelassenen Erkrankungen steht, sein Zustand aber als außergewöhnlich gilt.

In den Vereinigten Staaten gibt es von Bundesstaat zu Bundesstaat Unterschiede beim rechtlichen Status von medizinischem Cannabis. Der District of Columbia und die 33 weitere Staaten (Alaska, Arizona, Arkansas, Kalifornien, Colorado, Connecticut, Delaware, Florida, Hawaii, Illinois, Louisiana, Maine, Maryland, Massachusetts, Michigan, Minnesota, Missouri, Montana, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Dakota, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, Washington, West Virginia, Utah und Vermont) erlauben die Anwendung von medizinischem Cannabis. Keiner dieser Staaten führt das RDS explizit als qualifizierende Krankheit für den Cannabiskonsum auf. Allerdings sind in den meisten dieser Staaten Übelkeit oder chronische Schmerzen qualifizierende Krankheiten und in manchen dieser Staaten können weitere lebensbeeinträchtigende Erkrankungen nach dem Ermessen eines Arztes darunter fallen. Diese Bedingungen würden wahrscheinlich dazu führen, dass viele RDS-Patienten für einen medizinischen Cannabiskonsum in Frage kämen.

Fazit

Obwohl einige Patienten berichten, dass medizinisches Cannabis ihnen eine Linderung ihrer RDS-Symptomen verschafft, gibt es nicht genug qualitativ hochwertige Forschungsergebnisse oder Studien, um zu beurteilen, ob medizinisches Cannabis tatsächlich eine effektive Behandlung für das RDS und seine Symptome ist. Weitere Forschungsarbeiten, insbesondere randomisierte klinische Studien, sind erforderlich, um die Wirkung von medizinischem Cannabis beim RDS zu beurteilen.

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