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Ein Leitfaden zu den Inhaltsstoffen von Cannabis: wodurch sind ganzpflanzliche Cannabisextrakte so wirkungsvoll?

Ein Leitfaden zu den Inhaltsstoffen von Cannabis: wodurch sind ganzpflanzliche Cannabisextrakte so wirkungsvoll?

Cannabis ist eine komplexe Pflanze mit erstaunlich reichhaltigem chemischem Profil. Sie enthält mehr als 550 natürliche Komponenten, von denen 140 als »Cannabinoide« eingeordnet wurden.

Aber Cannabis ist so viel mehr als nur Cannabinoide wie CBD und THC. Daher dürfen wir die Rolle der Terpene und Flavonoide im gesamttherapeutischen Effekt der Pflanze keinesfalls geringschätzen. Sie fragen sich warum? Wegen des so genannten »Entourage-Effekts«.

In einfachen Worten erklärt der Entourage-Effekt das Resultat der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen all den genannten Komponenten. Wissenschaftliche Studien haben Folgendes gezeigt: wenn Cannabinoide, Terpene und Flavonoide zusammenarbeiten − wie sie das im Cannabis ganz natürlich tun – entsteht eine Synergie, die die therapeutischen Vorteile der Pflanze verstärkt.

Sie haben sicher schon davon gehört, dass CBD auch als isolierter Extrakt verkauft wird. Der »Entourage-Effekt« bedeutet allerdings, dass ein ganzpflanzlicher Cannabisextrakt wesentlich stärker wirkt, als die isolierte Anwendung seiner Einzelkomponenten.

Lassen Sie uns diese Substanzen der Cannabispflanze genauer betrachten.

(Phyto)-Cannabinoide: Inhaltsstoffe, die sich nur in Cannabis finden

Sie fragen sich, woher die Cannabispflanze ihre zahlreichen erstaunlichen Wirkeigenschaften hat? Diese verdankt sie vor allem ihren Cannabinoiden…

Cannabinoide sind natürliche Substanzen der Cannabispflanze. Am häufigsten finden sie sich in ihren Blütenknospen. Aufgrund ihres pflanzlichen Ursprungs werden die Cannabinoide im Cannabis auch als Phytocannabinoide bezeichnet. Es gibt eine weitere Form von Cannabinoiden: die Endocannabinoide. Endocannabinoide werden vom Körper produziert (»endo« ist das griechische Wort für »innerhalb« − gemeint ist damit im Körper). Aber das ist ein Thema, mit dem wir uns ein anderes Mal beschäftigen.

Sehr wahrscheinlich haben Sie schon vom Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und vom Cannabidiol (CBD) gehört. Sie sind die beiden bekanntesten und am gründlichsten untersuchten Phytocannabinoide von Cannabis.

Die Entdeckung dieser Pflanzenstoffe führte zur Entschlüsselung eines wichtigen Neurotransmitter-Systems in unserem Körper, das als endocannabinoides System (ECS) bekannt ist. Es hat die Aufgabe, das Gleichgewicht zwischen einer Reihe anderer körpereigener Systeme herzustellen und zu erhalten − darunter das endokrine System und das Immunsystem. Dieses Phänomen ist auch als »Homöostase« bekannt.

Die Wirkungsmechanismen von Cannabinoiden werden noch erforscht, man vermutet aber, dass sie mit körpereigenen Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems interagieren. Indem sie verschiedene Rezeptoren binden oder beeinflussen, erzeugen die Cannabinoide einzigartige Effekte.

Dabei muss angemerkt werden, dass Phytocannabinoide in frischem Cannabis in ihren sauren Formen vorhanden sind. Das bedeutet, dass es unmöglich ist, von rohem Cannabis high zu werden − seine THC-Säure wirkt nicht psychotrop, das heißt, sie hat keinen Einfluss auf die menschliche Psyche.  Wie also erhalten wir psychotropes THC?

Lassen Sie uns zunächst erklären, wie THC-A (die saure Form von THC) gebildet wird. Durch phytocannabinoide Biosynthese – die Kombination von Olivetolsäure und/oder Divarinsäure mit Geranylpyrophosphat – entstehen die beiden wichtigsten Cannabinoidsäuren, Cannabigerolsäure (CBGA) und Cannabigerovarinsäure (CBGVA).

Unter chemischen Prozessen innerhalb der Cannabispflanze erzeugt die Cannabigerolsäure (CBGA) die wichtigsten Cannabinoide, darunter CBG (Cannabigerol), THCA (Tetrahydrocannabinolsäure), Cannabigerolsäure (CBGA), Cannabichromensäure (CBCA) und Cannabidiolsäure (CBDA). Die Cannabigerovarinsäure (CBGVA) erzeugt Cannabinoide wie CBCVA, CBDVA und Delta-9-THCVA.

Haben Sie bemerkt, dass die meisten dieser Cannabinoide in der Cannabispflanze dabei nach wie vor in ihrer sauren Form verbleiben? Um ihre »neutralen Formen«, das heißt, THC, CBD und CBC, zu aktivieren, wird der Prozess der Decarboxylierung angewandt – mit Hilfe von Wärme, Licht oder Langzeitspeicherung wird CO2 entzogen und THCA in THC verwandelt. Wenn Sie Ihr Cannabis also rauchen oder kochen, verwandelt die Hitze CBDA zu CBD und Sie kommen in den Genuss von allen Vorteilen der Pflanze.

Was ist THC? Die wichtigste Substanz von Cannabis

THC

THC ist das Cannabinoid, das im therapeutischen Zusammenhang in Verruf kommt − weil es seine Konsumenten »high« macht bzw. einen Rausch verursacht.

THC ist aber auch die wichtigste Komponente von Cannabis und als solche außerordentlich nützlich. Die Substanz zielt hauptsächlich auf die CB1- und CB2-Rezeptoren des Endocannabinoidsystems ab und ist weitgehend für die pharmakologischen – und psychoaktiven – Effekte verantwortlich, die den Konsum von Cannabis begleiten.

THC zeigt starke entzündungshemmende, schmerzlindernde, neuro-antioxidative (das Nervengewebe schützende) und krampflösende Wirkungen.

Die Verbindung ist dafür bekannt, chronische Schmerzen zu lindern, Schlaflosigkeit, Symptome der Alzheimer-Krankheit und Geschwüre zu erleichtern und als Muskelrelaxans (entspannendes Mittel für die Muskeln) zu wirken.

CBD – die nicht-psychoaktive Komponente 

Cannabidiol

CBD ist das zweitbekannteste Cannabinoid, das dank seiner nicht-psychoaktiven (nicht berauschenden) Wirkung äußerst populär geworden ist. In anderen Worten: von CBD werden Sie nicht »high«.

CBD beeinflusst den Körper zum Beispiel durch seine Wirkung als Hemmer des Enzyms, das Anandamid blockiert. Anandamid – auch als »Bliss-Molekül« (Seligkeitsmolekül) bekannt – ist ein Endocannabinoid, das Schlafmuster, Angstzustände, Schmerzen und das Immunsystem beeinflusst. In dem es die Mechanismen des Enzyms unterbindet, das Anandamid blockiert, trägt CBD zu einer Erhöhung des Anandamidspiegels im Körper bei. Das hat sich bei Krankheiten wie zum Beispiel Epilepsie als vorteilhaft erwiesen, wo niedrigere Anandamidspiegel feststellt wurden.

CBD ist auch deshalb eine wichtige Substanz, weil es die Nebenwirkungen von THC reduziert. CBD wirkt gegen Angstzustände, Übelkeit und arthritische Beschwerden und zeigt entzündungshemmende, antipsychotische, antimykotische, antibakterielle und immunmodulatorische Eigenschaften.

Nach THC und CBD sind die häufigsten Cannabinoide in der Cannabispflanze

  • Cannabigerol (CBG) – dieses nicht-psychoaktive Cannabinoid findet sich in Cannabis in hohen Konzentrationen. Cannabigerol ist ein Muskelrelaxans und zeigt antidepressive Wirkung.
  • Cannabichromen (CBC) – dieses Cannabinoid zeigt entzündungshemmende, schmerzlindernde, antibiotische und antimykotische Wirkungen. In einer Studie konnte CBC die THC-Intoxikation bei Mäusen verringern.
  • Cannabinol (CBN) —Cannabinol (CBN) ist ein leicht psychoaktives, bahnbrechendes Produkt von THC, das hauptsächlich in gealtertem Cannabis gefunden wird. Das Cannabinoid entsteht, indem THC Hitze oder Sauerstoff ausgesetzt wird.
  • Delta-8-Tetrahydrocannabinol (Delta-8-THC) – diese Substanz kann Sie durchaus auch high machen und könnte ein ähnliches therapeutisches Profil aufweisen wie das Delta-9-THC.
  • Delta-9-Tetrahydrocannabivarin (THCV) – bei übergewichtigen Mäusen führt THCV zu Gewichtsverlust, einer Verringerung des Körperfetts und mehr Energie.
  • Cannabivarin (CBV) – dieses Cannabinoid findet sich in der Pflanze nur in niedrigen Konzentrationen. Seine Pharmakologie muss noch erforscht werden.
  • Cannabidivarin (CBDV) – dieses Cannabinoid zeigte eine Reihe antikonvulsiver Eigenschaften.

Cannabinoide, die in der Cannabispflanze zwar niedriger konzentriert sind, aber dennoch wissenschaftlich untersucht wurden, sind: 

  • Cannabinodiol (CBND) – CBND ist in der Cannabispflanze nur in ziemlich niedrigen Konzentrationen vorhanden und zeigt psychoaktive Eigenschaften. Die pharmakologischen Wirkungen von CBND sind vorerst noch unbekannt.
  • Cannabielsion (CBE) – CBE kann durch Photooxidation (Oxidation durch die Einwirkung von Licht) aus CBD und CBDA erzeugt werden. Dieses Cannabinoid hat keinerlei Fähigkeit gezeigt, die CB1- und CB2-Rezeptoren zu regulieren.
  • Cannabicyclol (CBL) – CBL entsteht, wenn phytocannabinoides Cannabichromen erhitzt wird.

Was sind Terpene und wie unterscheiden sie sich von Cannabinoiden?

Terpnes

Sind Ihnen die klebrigen Kristallharze schon einmal aufgefallen, die die Cannabisknospe bedecken? Das ist die Stelle, wo der Großteil der Cannabinoide und Terpene angesiedelt sind. Es ist auch die Quelle des so typischen Cannabisgeruchs. Dieser erdige, moschusartige Duft ist vor allem einem Terpen namens Myrcen zu verdanken.

Was aber sind Terpene? Terpene sind Aromastoffe, die der Cannabispflanze ihren einzigartigen Geschmack und Geruch verleihen. Es gibt sie übrigens in fast allen Pflanzenarten.

Cannabis hat mehr als 140 Terpene, von denen ein Teil nur in dieser Pflanze zu finden ist. Das dominante Terpen in Cannabis ist B-Myrcen, gefolgt von Transcaryophyllen und A-Pinen. 

Terpene sind aber weit mehr als nur Substanzen, die die Duft- und Geschmacksstoffe von Cannabis liefern. Sie bieten auch signifikante therapeutische Wirkungen. Manche Terpene tragen verstärkend zu den beruhigenden Effekten bei, die bei Schlaflosigkeit und Angstzuständen helfen, während andere mit bestimmten Cannabinoiden interagieren und in der Behandlung von Hautproblem wie auch bei psychischen Erkrankungen durchaus vielversprechend sind.

Die häufigsten Cannabis-Terpene und ihre Wirkung

Die breite Palette der therapeutischen Eigenschaften von Terpenen wurden bereits von mehreren wissenschaftlichen Studien geprüft, es gibt aber noch Raum für weitere Forschungen.

Myrcen

Das üblicherweise in Hopfen, Thymian und Zitronengras gefundene Myrcen ist eines der dominantesten Terpene von Cannabis. Es verleiht der Pflanze ihr erdiges Kräuteraroma. Myrcen ist als potente entzündungshemmende, analgetische und angstlösende Substanz bekannt.

Limonen

Am reichhaltigsten findet sich Limonen in der Rinde von Zitruspflanzen, aber auch in Rosmarin und Minze, wo es eine zitrusartige Geschmackskomponente beisteuert. Limonen ist für seine starken angstlösenden und immunsuppressiven Eigenschaften bekannt.

Alpha-Pinen

Sein erfrischendes Pinienaroma verdankt Cannabis dem Alpha-Pinen. Dieses Terpen findet sich in Piniennadeln, Basilikum und Rosmarin. Pinen erzeugt Wachsamkeit, trägt zur Wahrung des Erinnerungsvermögens bei und wirkt der THC-induzierten Beeinträchtigung des Gedächtnisses entgegen.

Beta-Caryophyllen

Dieses Terpen hat ein würziges Aroma und ist in schwarzem Pfeffer und Zimt zu finden. Seine stark entzündungshemmende Wirkung ist bei der Linderung von Schmerzen eine große Hilfe.

Cannabis – Pflanze Anatomie.

Was sind Flavonoide und warum sind sie wichtig?

Flavonoide sind eine Gruppe natürlicher Inhaltsstoffe von Obst, Gemüse, Wurzeln, Blumen, Tee und Wein, und liefern normalerweise deren Farbpigmente. Diese Substanzen werden jedoch oft unterschätzt. Sie produzieren auch wertvolle therapeutische Effekte, für die sie extrahiert und in Arzneimitteln wie anderen pharmazeutischen Produkten verwendet werden. Flavonoide besitzen oxidative, entzündungshemmende, anti-mutagene und antikarzinogene Eigenschaften.

Cannabis enthält mehr als zwanzig Flavonoide. Die Häufigsten davon sind: 

  • Apigenin
  • Luteolin
  • Kampferöl
  • Quercetin
  • Cannaflavin A
  • Cannaflavin B

Die Flavonoide der Cannabispflanze besitzen eine Vielfalt von Wirkungen, darunter einige, die sie mit den Terpenen und den Cannabinoiden teilen. Flavonoide haben entzündungshemmende und neuroprotektive Eigenschaften. Apigenin wirkt zudem angstlösend und östrogen. Auch Cannaflavin A und B sind starke Entzündungshemmer.

Warum ist ganzpflanzlicher Cannabisextrakt so wichtig?

Nach einer Studie von Dr. Ethan Russo mit dem Titel “Taming THC: Potential Cannabis Synergy and Phytocannabinoid-Terpenoid Entourage Effect”( “Die Zähmung von THC: Potenzielle Cannabis-Synergie und der phytocannabinoid-terpenoide Entourage-Effekt”) erzeugt die Isolation von einer oder zwei Cannabis-Substanzen − wie zum Beispiel CBD und THC − bei weitem nicht dieselbe starke therapeutische Wirkung wie ein Mittel, in dem alle Komponenten der Pflanze zusammenarbeiten. Sogar bei der geringsten Beimengung von Terpenen zu einer THC-CBD-Mischung im Verhältnis von 1:1 zeigt sich ein Unterschied. Dieses Phänomen ist in der Wissenschaft auch als »Entourage-Effekt« bekannt.

Mehr über diesen »Entourage-Effekt« erfahren Sie aus der Studie von Dr. Ethan Russo, einem Neurologen, der sein ganzes Leben der Untersuchung von Cannabis-Substanzen und ihrer Rolle im Körper gewidmet hat. 

Sie verstehen jetzt, dass mehr als 140 Pflanzencannabinoide und ein reichhaltiges Profil an Terpenen und Flavonoiden für die erstaunlichen therapeutischen Wirkungen von Cannabis verantwortlich sind. Und was noch wichtiger ist − Sie kennen jetzt das Geheimnis hinter dem Potenzial dieser Pflanze: eine Vielfalt der erlesensten organischen Substanzen der Natur, die zusammenarbeiten und starke Wirkungen entfalten können. Obwohl die Cannabispflanze viele Cannabinoide ohne jegliche Psychoaktivität enthält, die noch erforscht werden müssen, könnten diese noch vielversprechender sein als THC und CBD.

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